Nachrichten aus dem Garten Ausgabe August 2021

Neue Wege in der Gartengestaltung

Blühpflanzen sind in der Kulturlandschaft von heute weitgehend verschwunden. Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es sie noch an Wegrainen und Ackerrändern, bzw. auf Brachflächen wo heute nur noch Gras wächst. Verursacht durch den Einsatz von Düngemitteln und Unkrautvernichtern in der Landwirtschaft.

Mit verheerenden Folgen für die Insekten, die den Nektar und den Pollen der Blüten der Wildstauden für ihre Ernährung und die Aufzucht ihrer Jungen brauchen. Und das sind vor allem nicht die Honigbienen und Hummeln, sondern Wildbienen, Schmetterlinge, Nachtfalter und eine Vielzahl anderer Kerbtiere. Viele von ihnen sind sehr spezialisiert, d. h. auf bestimmte Pflanzenarten angewiesen, so dass die Blühstreifen, die die Landwirte inzwischen anlegen, in vielen Fällen nicht hilfreich sind. Denn sie bestehen meist aus einer Mischung einjähriger Arten, die auch nur einen ganz begrenzten Zeitraum lang blühen. Hummeln etwa brauchen Nahrung vom frühen Frühjahr, wenn die Königin beginnt ihr Volk aufzubauen, bis in den Herbst. Viele andere Wildbienen und Schmetterlinge brauchen ganz bestimmte Nahrungspflanzen, um sich und ihre Jungen zu ernähren. Die sind aber in den gängigen Blühmischungen nicht enthalten.

Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) an ihrer Nahrungspflanze

Anstatt zu warten bis in der Landwirtschaftspolitik ein Umdenken hin zu mehrjährigen Blühstreifen eintritt, kann man seinen Garten zu einer Arche ausgestalten, in dem die bedrohte Insektenwelt Nahrung und Nistmöglichkeiten findet.

Einheimische Sträucher wie Weißdorn, Pfaffenhütchen, die Schneeballarten und Liguster, um nur einige zu nennen, sorgen für die Struktur. Sie können in Form einer freiwachsenden Hecke das Grundstück nach außen hin abgrenzen. Frei wachsend bedeutet, man muss dafür etwa drei Meter Breite einplanen, damit sie zum Blühen kommen und Früchte bilden können, die von den Vögeln gern gefressen werden. Denn auch die natürlichen Nahrungsangebote für Vögel gehören zu einem vollständigen Biotop.

Pflanzt man dann noch Faulbaum, Kreuzdorn, Berberitze und Wildrosen in einen dichten Verbund, finden die Vögel auch noch Brutmöglichkeiten und den Schmetterlingen und ihren Raupen erschließen sich wichtige Nahrungsquellen.

Nur wenn Sträucher so frei stehen, können sich Blüten und Früchte entwickeln

Das eigentliche gestaltende Element sind allerdings die Wildstauden. Ob man sie nun breitflächig aussät, etwa auf einem Teil des sorgfältig vertikutierten Rasens, der nicht mehr als Spielfläche gebraucht wird, nach dem die Kinder groß geworden sind, oder ob man sie in Beete pflanzt, ist Sache des Gartenbesitzers.

Die Wildstauden, bei richtiger Auswahl, machen den Garten zu einer blühenden Oase vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst und versorgen die Blüten besuchenden Insekten diesen ganzen Zeitraum über mit Nahrung.

Hainsalbei und Rosa-Malve (Foto: K. Hitchkock)

Für viele Menschen sind die Wildblumen in ihrer Vielfalt noch eine ganz unbekannte Welt und die Vorstellung, sich solche Pflanzen in den Garten zu holen, häufig noch ungewohnt. Diese Stauden haben aber eine ganz eigene Schönheit. Da sie züchterisch nicht beeinflusst sind, d. h. die Blüten in ihrer Farbgebung und Größe nicht verändert wurden, wirken sie optisch viel harmonischer als Zuchtpflanzen. Sie stehen auch von allein aufrecht und brauchen keine Stützhilfen, solange das Gartenbeet nicht überdüngt ist. Als Spender für Nektar und Pollen sind sie den Kulturstauden weit überlegen.

Ob nun bei Ansaat oder Pflanzung, man muss darauf achten für den jeweiligen Bodentyp die richtige Pflanzenauswahl zu treffen. Ein schwerer Boden in der Elbmarsch z. B. kann vielfältiger bepflanzt werden als sandiger Boden, der ansonsten häufiger bewässert werden muss. Allerdings haben Wildstauden, abgesehen von solchen, die ausgesprochene Sumpfpflanzen sind, ein ziemliches Toleranzpotential, was Bewässerung angeht, konnten sie sich doch in freier Natur auch immer ohne zusätzliche Wassergaben behaupten.

Auf meiner Website https://obstbau-und-gartenbau.de/shop/ sind die Bodenansprüche bei den einzelnen Pflanzen immer vermerkt. Genauso wie eine weiterer Aspekt, auf den man achten muss: die Lichtverhältnisse. Viele Wildstauden sind als ursprüngliche Wiesenpflanzen ausgesprochen lichthungrig, aber es gibt auch eine Vielzahl an Blumen, die, von Natur aus auf Waldlichtungen wachsend, am liebsten im Halbschatten bis Schatten gedeihen. Wer z. B. die Ackerwitwenblume liebt, in seinem Garten aber keinen Sonnenplatz mehr frei hat, kann getrost auch die Waldwitwenblume wählen, die mit weniger Licht gut zurechtkommt. Bei anderen Pflanzenfamilien ist es ähnlich: Hier der blaue Wiesenstorchschnabel, dort der violette Waldstorchschnabel.

Ehrenpreisarten lassen sich gut als Bodendecker zwischen höheren Stauden verwenden

Wildstaudenpflanzungen sind sehr dynamisch, da sich die einzelnen Arten von selbst versamen. Das machen die gezüchteten Sorten nicht in dem Ausmaß. Das Bild des Beetes oder der Wildblumenwiese verändert sich von Jahr zu Jahr.

So kann man auch getrost mit einer kleineren Pflanzung beginnen und diese in der nächsten Gartensaison aus eigenen Beständen  weiter ausdehnen. Wichtig ist nur, von vorneherein eine gewisse Vielfalt verschiedener Arten einzuplanen, die aus Vertretern unterschiedlicher Pflanzenfamilien bestehen sollten.

Dann wird sich ganz von selbst eine vielfältige Insektenfauna einstellen, werden bunte Schmetterlinge zwischen den Blumen flattern und das Brummen einer Vielzahl an Hummeln wird den Garten auch akustisch beleben.

Wer will, kann zusätzlich ein Insektenhotel aufstellen, wichtiger ist noch ein Stückchen Boden, das von jeglichem Bewuchs frei bleibt, denn weit über 50 % der Wildbienen nisten in der Erde.

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